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Lebensmittel retten - wir kochen, was der Eiskasten hergibt

 
Wir leben in Österreich bzw. in Zentraleuropa ein Leben im Überfluss. Wir haben genug zu essen.. Eigentlich zu viel - viel zu viel, da wir einen großen Teil unserer Lebensmittel wegschmeißen.

Laut einer Studie des österreichischen Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie aus dem Jahr 2020 werden in Österreich jährlich rund 1,1 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das entspricht einem durchschnittlichen Wert von etwa 145 Kilogramm pro Person und Jahr. Die Studie zeigt auch, dass die meisten Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten (47%) entstehen, gefolgt von der Gastronomie (30%) und dem Einzelhandel (23%). Die meisten weggeworfenen Lebensmittel sind Obst und Gemüse (32%), gefolgt von Brot und Gebäck (19%) sowie Fleisch und Wurstwaren (12%).

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Warum werden Lebensmittel im Einzelhandel (Billa, Hofer...) weggeworfen?

Es gibt verschiedene Gründe, warum im Handel weggeworfen werden.

  1. Überschüssige - unverkaufte Ware: Einzelhändler müssen oft eine ausreichende Menge an Lebensmitteln auf Lager haben, um sicherzustellen, dass sie den Bedarf und Wünsche ihrer Kunden decken können. Wenn sie jedoch zu viel bestellen oder wenn die Nachfrage nicht so hoch ist wie erwartet, bleiben oft überschüssige Bestände übrig, die möglicherweise nicht verkauft werden können und daher entsorgt werden müssen.

  2. Verfallsdatum: Einzelhändler müssen sicherstellen, dass die Lebensmittel, die sie verkaufen, sicher und verbrauchbar sind. Wenn ein Produkt kurz vor dem Verfallsdatum steht, kann es nicht mehr verkauft werden und wird oft entsorgt, um die Gesundheit und Sicherheit der Kunden zu gewährleisten.

  3. Qualitätsstandards: Einzelhändler haben oft strenge Qualitätsstandards, die sie einhalten müssen, um sicherzustellen, dass die Lebensmittel, die sie verkaufen, frisch und von hoher Qualität sind. Wenn ein Produkt diese Standards nicht erfüllt, wird es oft entsorgt, auch wenn es noch verbrauchbar ist.

  4. Ästhetik: Einzelhändler und Kunden haben oft hohe Erwartungen an das Aussehen von Lebensmitteln, und Produkte, die nicht perfekt aussehen (z.B. mit Flecken oder Dellen), werden manchmal nicht verkauft und müssen daher entsorgt werden.
Es gibt jedoch auch Maßnahmen, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Das Spenden von nicht mehr verkaufbaren aber guten Lebensmittel an Wohltätigkeitsorganisationen bzw. Bedürftige, oder die Verwendung von Rabatten und Sonderangeboten helfen, Lebensmittel zu retten.
 
Die App Too Good to go (Android / iOS) trägt dazu bei. Mit Too Good To Go kannst du Überraschungstüten gefüllt mit unverkauften Lebensmitteln von Supermärkten, Restaurants, Cafés und anderen Läden retten. Alles steht im Zeichen davon, gutes Essen vor der Verschwendung zu bewahren – du bekommst leckere Lebensmittel zu einem kleinen Preis und tust so auch noch etwas Gutes für die Umwelt. Wähle aus deinen Lieblingsläden in deiner nächsten Umgebung aus.

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Warum werden Lebensmittel in der  Gastronoomie (Pizzeria, Kebapstand.....) weggeworfen?

In der Gastronomie werden Lebensmittel und fertige Speisen aus ähnlichen Gründen weggeworfen.

  1. Überproduktion: In der Gastronomie ist es wichtig, eine ausreichende Menge an Lebensmittel aber auch fertigen Gerichten auf Lager zu haben, um den Bedarf und Wünsche der Kunden zu decken. Wenn jedoch zu viel produziert wird, bleibt oft überschüssiges Essen übrig, das möglicherweise nicht mehr verkauft werden kann und daher entsorgt werden muss.

  2. Nicht verkaufte Bestellungen: In Restaurants  kann es vorkommen, dass Kunden ihre Bestellung stornieren oder nicht erscheinen, um sie abzuholen. In solchen Fällen bleibt das Essen oft übrig und wird entsorgt.

  3. Verdorbene Lebensmittel & Speisen: Lebensmittel können in der Gastronomie (vgl. Buffet), schnell verderben, insbesondere wenn sie nicht ordnungsgemäß gelagert oder zubereitet werden.

  4. Qualitätsstandards: Gastronomische Betriebe haben oft hohe Qualitätsstandards, um sicherzustellen, dass das Essen, das sie servieren, frisch und von hoher Qualität ist. Wenn ein Produkt diesen Standards nicht entspricht, wird es oft nicht serviert und entsorgt.

Um die Verschwendung von Lebensmitteln in der Gastronomie zu reduzieren, gibt es gute Ansätze.

  1. Keine All You can Eat Buffets, bei denen oft mehr als 50 % der Speisen am Ende des Tages entsorgt werden.

  2. Lieber wenige Gerichte frisch gekocht, als eine große Anzahl von Gerichten (tw. tiefgekühlte Fertiggerichte) auf der Karte.

  3. Speisen kurz vor Ladenschluss günstiger zu verkaufen. App Too Good to go (Android / iOS)

  4. Bestellungen über eigene Lieferdienste (vgl. Lieferando) durchführen zu lassen, um gefakte Bestellungen zu reduzieren.

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Warum werden Lebensmittel im Haushalt  weggeworfen?

Die häufigsten Gründe sind:

  1. Planung beim Einkauf: Menschen kaufen ohne Einkaufsliste mehr Lebensmittel, als sie tatsächlich benötigen. Sie können diese nicht alle verbrauchen, bevor sie schlecht werden.

  2. Unzureichende Lagerung: Wenn Lebensmittel nicht ordnungsgemäß gelagert werden, können sie schneller verderben.

  3. Ablaufdatum vs. Mindesthaltbarkeitsdatum:  Manche Menschen kennen den Unterschied nicht und werfen noch gute Lebensmittel weg.

  4. Reste im Eiskasten: Manchmal bleiben Reste übrig, die nicht gegessen werden, und schließlich im Müll landen.

  5. Ästhetische Gründe: Manche Menschen werfen Lebensmittel weg, weil sie nicht mehr perfekt aussehen, obwohl sie noch genießbar sind.

  6. Fehlende Rezeptideen: Welche Speisen kann ich mit vorhanden Lebensmittel kochen?

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man mit Hunger bzw. ohne geplanter Einkaufsliste deutlich mehr Lebensmittel kauft, als man braucht. Daher keine Spontaneinkäufe, ein Blick in den Eiskasten und Vorratsschrank hilft, fehlende Lebensmittel auf der Einkaufsliste zu notieren und gezielt einzukaufen.

Auch bei der Lagerung von Obst und Gemüse gilt es, Regeln zu beachten. Einige Gemüse- und Obstsorten produzieren Ethylen, ein natürliches Gas, das den Reifeprozess beschleunigen kann. Wenn ethylenproduzierende und ethylenempfindliche Lebensmittel zusammen gelagert werden, kann dies dazu führen, dass die empfindlicheren Lebensmittel schneller verderben. Neben Äpfeln und Banannen geben unter anderem auch Passionsfrüchte, Marillen und Pfirsiche das Gas ab. Daher als Beispiel: Bananen fern vom Salat lagern! Weitere Informationen und Tipps können in diesem Artikel nachgelesen werden.

 Manche leicht verderbliche Lebensmittel (Fisch, Fleisch...) haben ein Ablaufdatum (Verbrauchsdatum), bei diesen Produkten gibt das Datum den Endpunkt der Haltbarkeit an – diese Lebensmittel sind rechtzeitig und möglichst bevor das Verbrauchsdatum erreicht ist, zu verzehren. Lebensmittel mit einem Mindesthaltbarbkeitsdatum (Nudeln, Reis, Milch....) können auch nach dem Ablauf gegessen werden. Bei verschlossener Verpackung und richtiger Lagerung ist das Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums häufig noch bedenkenlos zu genießen. Das Aussehen der Lebensmittel und der eigene Geruch- und Geschmacksinn entscheiden in diesem Fall. Verschimmelte Ware sollte auf jeden Fall entsorgt werden,

Fehlende Rezeptideen sind wahrscheinlich die häufigste Ursache, warum im Haushalt Lebensmittel verderben. Früher hat man mit den Resten vom Vortag, bzw. den noch vorhanden Zutaten aus dem Eiskasten/Lebensmittelschrank so manche köstliche Speise gezaubert.

Gut bekannt sind die Restl-Klassiker in der österreichischen Küche: Gröstl, Grenadiermarsch, Schinkenfleckerl, Hascheehörnchen und der Scheiterhaufen. Heute gibt es passende Apps, die einem dabei helfen, aus den vorhanden Lebensmitteln wohlschmeckende Speisen zu kochen. Die Apps von Supercook (Android - iOS) bzw.  von Restegourmet (Android - iOS) gefallen uns am besten.

Die Umsetzung dieser Ideen fängt an, Wirkung zu zeigen. Laut neusten Studien sind es statt 145 nur mehr 133 Kilogramm an verschwendeten Lebensmitteln pro Person und Jahr. Mit anderen Worten: Bis zu 800 Euro pro Haushalt landen jährlich im Müll. Noch immer viel zu viel......
 
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Anekdote: Wir werden des Öfteren gefragt, wie wir auf die Idee zu einem Artikel kommen. In diesem Fall hat es mit meinem Großonkel Franz Ruhm und meinem Großvater Rudolf Ruhm zu tun. Mein Großvater Rudolf besaß eine Bäckerei in Mödling, in der wir als Kinder aufwuchsen. Sein Ziel war es, niemals ein Brot wegzuwerfen. Das Brot und die Semmeln vom Vortag wurden zum günstigeren Preis am Tag darauf angeboten. Alte Semmeln wurden zu Semmelwürfeln verarbeitet, altes Brot bekamen die Pferde und Schweine zum Fressen. Es wurde nie etwas verschwendet. Auch das vielfältige Angebot an Backwaren war damals viel kleiner als heute, dafür war alles immer frisch und von Hand gemacht. Waren alle Waren verkauft, wurde das Geschäft geschlossen, Daher gab es auch keine fixen Schließzeiten, nur ein doppelseitiges Schild an der Eingangstür mit den Worten Geöffnet bzw. Geschlossen - Alles verkauft. Leider gibt es die Bäckerei nicht mehr. Ein ehemaliger Lehrling führt die Tradition des Bäckerhandwerkes aber in diesem Sinne weiter.

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Sein Bruder (mein Großonkel) Franz Ruhm war Koch mit Leib und Seele. Er hatte nicht nur ein Talent für die Küche, sondern konnte gut zeichnen und die Leute köstlich unterhalten. In den weiteren Jahren wurde er Kochlehrer und ab 1928 sprach er im österreichischen Radio über die Wiener Küche. In dieser Zeit erklärte er über das Radio, wie man mit einfachen Zutaten und Resten des Vortags sattmachende Speisen für alle Familienmitglieder zubereiten kann. In seinen Büchern und Zeitschriften schrieb er diese Rezepte mit lustigen Zeichnungen nieder, die bis heute erhalten sind.

Webtipp:

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